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Geschlechtergerechte Sprache im k+lv

In den Publikationen des k+lv verwenden wir in der geschriebenen Sprache den Asterisk *, um anzuzeigen, dass ein Wort sich nicht nur auf ein bestimmtes (grammatikalisches) Geschlecht bezieht, sondern auf alle Geschlechtsidentitäten. Wir möchten dies im Folgenden kurz begründen und auf einige mögliche Einwände eingehen.

Warum "gendert" der k+lv?

In der biblischen Vision des Himmelreiches geht es darum, Gerechtigkeit vor das Recht zu stellen. Das bedeutet für uns, dass die Menschen das bekommen, was sie für ein gutes Leben benötigen, und nicht nur, was ihnen von Rechts wegen zusteht. Es gibt viele Menschen, gerade auch in unserer Kirche, die sich nicht genug gesehen fühlen. Besonders Frauen sind in unserer Kirche aus verschiedensten Gründen weniger sichtbar. Dem möchte der k+lv entgegentreten, indem wir in der geschriebenen Sprache versuchen, möglichst viele Geschlechtsidentitäten abzubilden. Es ist nur ein kleiner Beitrag dazu, dass Kirche für sie Heimat bleibt und wird.

Warum genügt es nicht, die männliche und weibliche Form auszuschreiben?

Warum genügt es uns nicht, die männliche und weibliche Form auszuschreiben, falls kein geschlechtsneutrales Wort verwendent werden kann? Die aufwändigere Schreibweise, beispielsweise "Pädagoginnen und Pädagogen", ist besser als nur von (implizit männlichen) "Pädagogen" zu sprechen. In der gesprochenen Sprache ist dies auch die beste aller Möglichkeiten. In der Schriftsprachen jedoch berücksichtigen wir mit dem Asterisk, dass es mehr Geschlechtsidentitäten als nur die männliche oder die weibliche gibt. Der Asterisk steht für all jene, die sich weder ausschließlich männlich, noch weiblich definieren. Gottes Schöpfung ist eben vielfältig und bunt. Immerhin hat Gott selbst kein Geschlecht - oder eben vielleicht alle denk- und undenkbaren? Daher schreiben wir den Asterisk zwischen die männliche und weibliche Form, um Gottes Vielfalt zu loben und alle Menschen einzuschließen. Immerhin ist das ja auch die Wortbedeutung von "katholisch", nämlich "allumfassend". Kirche ist dort, wo Christus ist (Hl. Ignatius). Die Christuszugehörigkeit ist tatsächlich keine Frage von Mehr- oder Minderheiten, von links oder rechts.

Ist das nicht nur eine Ideologie?

Wir verstehen, dass einige Menschen in so unsicheren Zeiten gerade das Bewahrende und Traditionelle in der Kirche suchen, um Halt zu finden. Auch das ist legitim. Doch darf dies nicht davon ablenken, dass Gott immer ganz anders ist und Kirche sich immer neu denken muss. Damit steht das II. Vaticanum ganz im Geiste des Propheten Jesaja: "Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?" (Jesaja 43,18-19). Vielleicht kommen Zeiten, wo dieses explizite Aufmerksammachen und Wertschätzen der Vielfalt der Menschen nicht mehr nötig sein wird. Dann werden wir unsere Praxis natürlich neu überdenken. 

An dieser Stelle muss auch betont werden, dass geschlechtergerechtes Sprechen keinen "Angriff" auf all jene darstellt, die sich einfach männlich oder weiblich sehen und auch in einer Mann-Frau-Beziehung leben. Das eine schließt das andere nicht aus. Aber weil Gottes Wort sich in Menschenwort geoffenbart hat (Konzilsdokument Dei Verbum 12), müssen wir bedenken, dass die Bibel, weil von männlichen Autoren verfasst, tendenziell männlich ist und  dem Wissensstand von vor zwei- bis dreitausend Jahren entspricht. Das zweite Vatikanische Konzil weist unmissverständlich darauf hin, dass dies bei der Schriftauslegung zu berücksichtigen ist. So sind unzählige Stellen zu identifizieren, die fälschlicherweise eine männliche oder ausschließlich zweigeschlechtliche Weltsicht nahelegen.

Manche sagen von sich, dass sie sich auch ohne geschlechtergerechte Sprachformulierung genügend adressiert und wertgeschätzt fühlen. Das ist gut so. Dies stellt eine wichtige persönliche Ressource dar. Sie haben vermutlich kaum diskriminierende Erfahrungen gemacht, oder können mit solchen Erfahrungen gut umgehen. Aber wie oben gesagt, möchten wir im Sinne der Gerechtigkeit auch jene berücksichtigen, die damit Schwierigkeiten haben.

Sprache erzeugt Realität

Gottes Wort alleine ruft die Schöpfung ins Dasein. So erzeugt auch jedes von uns gesprochene Wort Realitäten. Was verschwiegen wird, wird unsichtbar. Worüber gesprochen wird, kommt ins Bewusstsein. "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Realität", sagt der große Philosoph Ludwig Wittgenstein. Für den k+lv bedeutet dies, dass Geschlechtergerechtigkeit bei der Sprache anfängt, aber nicht bei der Sprache aufhört. Und letztlich ist es auch nicht ein Thema des Geschlechts, sondern ein Grundsätzliches. Wir sehen es als unsere Verantwortung, grundsätzlich die Vielfalt und Buntheit der Menschen, ihrer Persönlichkeiten und Berufungen zu sehen und wertzuschätzen. Daher bemühen wir uns immer, Bezeichnungen, Bilder oder Inhalte auf ihre möglichst inklusive Bedeutung hin zu überprüfen.

Sprache in jeder Form, also gesprochene, geschriebene oder Bildsprache, ist ständig im Fluss und entwickelt sich weiter. Was heute passt, muss morgen nicht mehr passen. So sprechen wir heute von "Elementarpädagogen*innen" und nicht von "Kindergartentanten", von "Pädagogen*innen in der Schule" und nicht von "Lehrern", von "Gottesdienstfeiernden" und nicht von "Kirchenbesuchern". Es kann gut sein, dass in einigen Jahren bessere Varianten gebräuchlich werden, um mithilfe der Sprache das zu beschreiben, was tatsächlich ist. Wir bitten Gottes Geist um Sensibilität dafür!

Natürlich ist Sprache immer auch eine Frage des Kontextes. Es ist normal, dass wir je nach Situation und Kontext anders sprechen, andere Bilder verwenden und einen anderen Fokus setzen. Geschlechtergerechte Sprache ist in vielen Kontexten nicht immer vonnöten. Auch muss nicht immer alles bis in die letzte Konsequenz durchexerziert werden. Manche versuchen ja so das Anliegen ins Lächerliche zu ziehen. Im k+lv geht es und mehr um eine grundsätzliche, biblische Haltung: Es geht nicht ums Recht, sondern um Gerechtigkeit.

Der Asterisk

Zum Abschluss dieser Überlegungen möchten wir noch erklären, warum wir uns für den Asterisk entschieden haben, falls keine andere sprachliche Form möglich ist, zumal es verschiedene Varianten gibt. Es gibt beispielsweise den Doppelpunkt, oder auch den Unterstrich. Der Unterstrich, auch Gendergap genannt, soll einen Leerraum zwischen der männlichen und weiblichen Form darstellen. Wir sind jedoch der Meinung, dass es gerade nicht um einen Leerraum, sondern um die Fülle des Dazwischen geht. Der Schrägstrich wie auch der Doppelpunkt sind ein Trennzeichen und suggerieren vielleicht, es würde sich um eine Wahl handeln. Der Asterisk hingegen ist auch als "Wildcard" bekannt, also als ein Platzhalter-Zeichen, das für vieles stehen kann. Er steht für uns für die Kreatiität, die Bandbreite und Vielfalt des Dazwischen. Im Übrigen wird der Asterisk auch vom Deutschen Blindenverband DBSV in Bezug auf Barrierefreiheit für Screenreader empfohlen.

 

Phillip Tengg
 

 

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