Die vier Logo-Buchstaben (1 / 4): l
Ich möchte die vier Buchstaben des neuen k+lv Logos betrachten und ein paar von den Gedanken teilen, die uns bei der Neuwahl des Logos beschäftigt haben. Am neuen Logo hat uns vor allem fasziniert, dass es zum Gespräch, auch zur Diskussion anregt darüber, wer oder was der „Ka-Te-eL-Vau“ ist. Dabei beginne ich vielleicht etwas überraschend nicht mit dem ersten, sondern mit dem dritten Buchstaben, nämlich dem l. Das l ist grundlegend für das Verständnis aller anderen Buchstaben und macht ja auch gleichzeitig das Wesen der Vereins aus.
Hier ist natürlich sofort ein Einwand vorzubringen: Wäre es nicht doch an der Zeit, den katholischen Tiroler „Lehrer-“ Verein in den „Pädagoginnen- und Pädagogenverein“ umzubenennen? Aber nach reiflicher Überlegung haben wir uns ganz bewusst dazu entschlossen, beim l zu bleiben. Denn gerade im neuen Logo gibt das l zwei Hinweise auf das, was dahinter steht.
Erster Hinweis: über der Grundlinie
Das l befindet sich nämlich nicht auf der Grundlinie, sondern etwas oberhalb, und überragt alle anderen Buchstaben. Das erinnert an eine Eigenschaft des hebräischen Buchstabens ל (Lamed) – also ebenfalls dem l. Dieser überragt im Schriftbild mit dem ersten Abstrich ebenfalls als einziger Buchstabe im hebräischen Alphabet die Schriftlinie und somit alle anderen Buchstaben. Das Interessante dabei ist: Die Wörter rund um die Wurzel למד (lmd) haben alle etwas mit Lernen zu tun.
Das Lamed übersteigt wohl deshalb die Grundlinie, um die besondere Bedeutung des Lernens auszudrücken. Lernen ist nämlich ein dynamischer Prozess, nicht bloß ein mechanisches Weitergeben von Wissen. Lernen hat viele Dimensionen und Lehrperson und Schüler/in lernen dialogisch voneinander. So wird jede Lehrperson auch Lernende/r sein. Im Lernen übersteigen wir uns selbst. Der k+lv kann auch gelesen werden als: „Katholischer Tiroler Lernenden-Verein“. Damit ist eine Grundhaltung ausgedrückt: Wir sind nicht die, die „vormittags recht und nachmittags frei“ haben. Als Pädagoginnen und Pädagogen sind wir in erster Linie Lernende an und mit den uns anvertrauten (jungen) Menschen.
Zweiter Hinweis: der schmale Grat
Das l hat noch eine zweite grafische Besonderheit: es hat als einziger Buchstabe einen spitzen Linienabschluss. Selbst wenn das l auf der Grundlinie „stehen“ würde: Es hätte keinen sicheren, festen Stand. Es müsste auf der Spitze balancieren und würde wohl immer wieder aus dem Gleichgewicht kommen. Auch das ist symbolisch der Unterschied zwischen einem „Lehrer, der immer Recht hat“ und einer Person, die sich gerade in ihrem Lehrer/in-Sein, in ihrem Pädagoge/in-Sein als Lernende versteht: Als Lernende sind wir nicht unumstößlich. Wir lassen uns ein auf Neues, auch auf die Gefahr hin, dass es unser bisheriges Denken ins Wanken bringt. Erst abseits der breiten Trampelpfade findet sich das Besondere. Erst der schmale Grat fordert zu Entscheidung, aber auch Balance. Im Matthäusevangelium lesen wir Jesu Worte: „Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn.“ (Mt 7,13-14).
Das l bezeichnet also das Wesen unseres Vereins: Wir sind Lehrende, aber vielmehr auch Lernende. Nur wenn wir offen und ohne Vorurteile der Welt und den Menschen begegnen, sind wir auf dem Weg zu einer Gemeinschaft, die das Gewöhnliche überragt und ein Stück Himmel bedeuten kann.
Phillip Tengg